Vögel
Die verkünden Land
– Gedichte –
Berlin. 2012
– Gedichte –
Berlin. 2012
Wenn Bäume die Blätter nicht tragen
Wenn Himmel im Dunkel zerbricht
Die Menschen am Leben verzagen
Und Blässe sich legt ins Gesicht
Im Wasser die Kälte sich spiegelt
Das Gras sich bald neigt und erstirbt
Erlöschendes Leben versiegelt
Natur bis um Aufgang sie wirbt
Durchwirkt mit des Frostes Verzaubern
Gespenstisch der Nebel sich legt
Als sternklarer Reif – und Erschaudern
Den schwärmenden Menschen bewegt
So wohl in all jenen Tagen
Zu sehen wie Feuer erlischt
kein Platz mehr für menschliches Wagen
Nur Wehmut entsteht und Verzicht
Die Erde ihr Antlitz verschleiert
Der Tod erst erweckt ihr Genie
Ihr ewiges Sterben sie feiert
Oder doch alles nur Ironie?
Ich könnte die Welt retten. Ein Heim für Hungernde bauen. Krankheiten befehlen oder Laub aufsammeln. Ich könnte Prophet sein, ein neuer Gandhi, Stifter des Friedens. Ich könnte das Meer schützen und die Völker, Skandale aufklär'n und Verbrechen. Einhalt gebieten dem Sterben der Gletscher, oder Sterne finden und Weisheit und Recht. Ich könnte Petrus sein, Johannes der Täufer, Shakespeare und Goethe und Beckett und Brecht. Häuser könnt' ich bauen, 'ne neue Verfassung, Brücken der Liebe und auch der Musik. Das Geld überwinden, den Neid und Verdauung, die Armut kommt auch, doch als erstes der Krieg. Ich könnt' den Bürgersteig vom Dreck befreien. Und Dichter aus persischer Haft. Wer Obdach will, soll zu mir kommen, wer Hilfe braucht, 'ne warme Hand. Ein jeder wird in Schutz genommen, Erlösung für das ganze Land. Ich könnt' Bücher schreiben, Hintern putzen, in Keuschheit leben, Bahn benutzen. Kinder segnen, Bäume pflanzen, Brot wird regnen, Mädchen tanzen. Tausend Wege, tausend Glück. Tausend Ziele, ach, wohin?
Nichts ist allmächtig –
Liebe ist
Nichts steht geschrieben –
Liebe steht
Nichts bleibt für immer –
Liebe bleibt
Der Garten Eden
Er ist kein ferner Ort
die wellen
der dicken frau
fanden ihr ende
in der scham
die sie nie hatte
Sei es, daß an trüben Tagen
zu nasser, glitschiggrüner Zeit
Novemberzittriges Verzagen
Sich einwebt in ein düst’res Kleid
Sei es, daß des Morgens Dämmern
Ins Grau schon sinkt, kaum daß es lebt
Geplagt durch stetes Regenhämmern
Der Horizont sein Haupt nicht hebt
Sei es, daß das Licht gebrochen
durch Nebelschwaden – kleine Welt
Der Frost kommt uns ins Hemd gekrochen
Und Zuversicht jetzt nicht mehr hält
Sei es, daß die Stimmen leise
Aus Ehrfurcht werden vor dem Tod
Der Mensch verläßt der Welt Geleise
Und wählt sich Demut als Gebot
An solchen Tagen halte inne
Laß ab vom Fieber uns’rer Zeit
Das Jahresende reinigt Sinne
Zu neuem Sturm macht’s uns bereit